Auch Schlangen werden älter, erreichen das adulte Stadium und fangen irgendwann an zu altern. Viele Schlangenarten können sehr alt werden, einige Boa- und Pythonarten sind bereits über 40 Jahre in Gefangenschaft gepflegt worden. Auch Elaphe-Arten erreichen nicht selten Lebensspannen um die 30 Jahre. Die absoluten Grenzwerte sind dabei sicher noch nicht erreicht worden, da in den letzten Jahren große Forschritte in punkto Terrarienbau und -technik erzielt worden sind.
Bei erwachsenen, geschlechtsreifen Schlangen ist es leider so gut wie unmöglich festzustellen, wie alt sie sind. Sehr alte, aber noch gesunde Tiere erkennt man - wenn überhaupt - nur dadurch, dass sie im Vergleich zu jüngeren Exemplaren vergleichsweise breiter und länger sind. Schlangen wachsen bis an ihr Lebensende, so dass dieser Umstand nicht verwunderlich ist. Im Alter werden die Köpfe bei Tieren einiger Arten im Verhältnis zum Körper deutlich größer und breiter, dies kann man z.B. häufig bei Morelia viridis beobachten.
Wirklich sicher kann man das Alter nur in den ersten 3 Jahren abschätzen, da die Tiere in diesem Zeitraum den größten Längenzuwachs aufweisen. In den darauf folgenden Jahren verlangsamt sich das Längenwachstum drastisch und die Tiere gehen mehr in die Breite, besonders weibliche Tiere. Aus diesem Grund ist es so gut wie unmöglich, das Alter ausgewachsener Wildfänge zu bestimmen.
Wenn sich die Tiere ihrer biologischen Alterungsgrenze nähern, so kann man oft nur wenige Unterschiede zu erwachsenen Tieren "im besten Alter" feststellen. Hier einige Kriterien:
Mit zunehmenden Alter ändert sich oft die Färbung des Schuppenkleides. Die Färbung älterer Tiere kann an Intensität verlieren, verblasst zum Teil ein wenig, wird dunkler und Zeichnungselemente wirken verwaschen. Die endgültige Färbung wird bei Nattern oft erst nach 6-12 Monaten, abhängig von der Art, ausgeprägt. So sind z.B. junge Kornnattern noch nicht so intensiv pigmentiert, wie ein adultes Tier. Die Farben werden in den ersten Lebensmonaten deutlich intensiver. Auch junge Thamnophis sind kurz nach der Geburt noch recht unscheinbar, besonders Florida-Strumpfbandnattern entwickeln erst in den ersten 2 Lebensjahren ihre blaue Färbung. Junge Riesenschlangen ändern während des Aufwachsens ebenfalls ihre Färbung - Morelia viridis färbt sich z.B. von gelb/braun/rot nach grün um, meistens innerhalb weniger Tage im Laufe des ersten Lebensjahres - einige Lokalformen benötigen jedoch einige Jahre bis zur endgültigen Ausprägung der Färbung. Es geht auch umgekehrt - Epicrates cenchria maurus verliert ihre hübsche Jugendfärbung und ist als adultes Tier einheitlich beige/braun gefärbt.
Häufig stellt man bei älteren Tieren eine Gewichtsabnahme fest. Die Schwanzwurzel sieht bei sehr alten Schlangen oft ein wenig eingefallen aus, die Tiere wirken vergleichsweise mager.
Wie pflegt man nun einen solchen "Schlangen-Senior"? Im Prinzip genauso, wie ein jüngeres Tier, jedoch sollte man dem Tier neben einer stressfreie Umgebung leichter verdauliches Futter (z.B. Baby-Ratten) anbieten, um dem Verdauungstrakt und besonders die Nieren nicht zu überlasten. Bei den üblichen Gesundheitschecks sollte man diese Tiere auf Hautveränderungen, sowie Beulen oder Knoten im Bauchbereich abtasten, um bei Veränderungen sofort reagieren zu können. Sehr alte Tiere neigen, wie auch viele Säugetiere, oft zu Herzkrankheiten und Tumorbildung. Besonders bei alten Elaphe-Arten werden oft Nierentumore festgestellt, die aber operativ gut behandelbar sind. Ältere Tiere leiden häufig auch an Linseneintrübungen (vergleichbar mit dem grauem Star), welches die Schlange aber kaum beeinträchtigt, solange die olfaktorischen Sinne noch funktionieren. In diesem Fall sollte man nur noch tote Beutetiere verfüttern, um die Schlange nicht zu gefährden. Da die Nieren älterer Tiere anfälliger sind, sollte Wasser immer verfügbar sein, Temperaturschwankungen sollten vermieden werden, da die alte Tiere bedingt durch die schlechtere Nierenfunktion leichter dehydrieren. Eine Dehydrierung kann schließlich zu Nierenversagen führen.
Interessant für Schlangenzüchter: Selbst Tiere im hohen Alter können noch fertile Geschlechtszellen bilden. Weibchen sollten jedoch nicht mehr unbedingt zur Zucht zugelassen werden, da aufgrund des nachlassenden Muskeltonus Legenot wahrscheinlicher wird. Ältere Weibchen sollten somit nicht mehr mit geschlechtsreifen Männchen zusammengehalten werden. Männchen können allerdings auch im fortgeschrittenen Alter noch für Nachwuchs sorgen, solange es keine organischen Probleme gibt.
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