Die Terrarianer sind kein Volk eines außerirdischen Planeten aus irgendeiner Science-Fiction Serie im Fernsehen. Sie leben mitten unter uns und gehören zur Gattung Homo sapiens. Der Unterschied zu normalen Zeitgenossen ist der, dass sie sich mit exotischen Tieren umgeben, die eigentlich in den Tropen zuhause sind. Das erfordert in unseren Breiten natürlich die Schaffung natürlicher Lebensbedingungen, wie sie in den Regenwäldern Südamerikas oder Australiens herrschen. Das entscheidende Utensil dafür ist das Terrarium und Menschen, die diesem Hobby frönen, werden als Terrarianer bezeichnet.
Der Volksmund bezeichnet Tiere als die besten Freunde des Menschen. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage wird deutlich in der Anzahl der Haustiere, die in deutschen Haushalten leben. Im Jahr 2013 hielten sich die Bundesbürger mehr als 32 Millionen Haustiere. Mit knapp 19 Millionen Exemplaren standen Katzen und Hunde auf der Beliebtheitsskala ganz oben. Terrariumtiere machten mit etwa 800.000 Tieren den kleinsten Anteil aus. Die Freunde exotischer Tiere sind zwar in der Minderzahl, aber doch schon in jedem zehnten Haushalt vertreten. Mit Schlangen, Spinnen und Echsen können sich nur wenige Menschen anfreunden. Im Gegenteil: Arachnophobie (Angst vor Spinnen) und Ophidiophobie (Angst vor Schlangen) sind weit verbreitet. Etwa ein Prozent aller Tierhalter hat aber ein ganz spezielles Faible für diese Tierarten. Die Faszination ist dann so groß, dass es zur Anschaffung eines solchen Tieres nur noch ein kleiner Schritt ist.
Reptilien bringen einen Hauch von Urzeit ins Wohnzimmer. Kein Tier der heimischen Fauna bietet so eine Vielfalt an Farben und Verhaltensweisen. Von kühl und zurückgezogen bis temperamentvoll unter höheren Temperaturen reicht das Spektrum. Die Faszination ersetzt hier das Kuschelbedürfnis. Ihre Haltung ist allerdings sehr anspruchsvoll. Einsteiger sollten sich vor der Anschaffung exotischer Tiere umfassend mit Fachliteratur über Lebensgewohnheiten und Pflegeanforderungen informieren. Je nach Tierart kommen beispielsweise verschiedene Terrarientypen infrage.
1. Das Aquaterrarium (mit überwiegendem Wasseranteil) - geeignet für Amphibien, wasserliebende Reptilien, Frösche, einige Schildkrötenarten
2. Das Waldterrarium (vorwiegend für baumbewohnende Tiere geeignet) - für Echsen, Vogelspinnen, Insekten
3. Regenwaldterrarium oder Tropenterrarium (stell das Biotop Regenwald mit Beregnungsmöglichkeit und entsprechender Luftfeuchtigkeit nach) - für Vogelspinnen, Echsen, Froschlurche, Schlangen
4. Trockenterrarium, Wüsten- oder Steinterrarium - (vorwiegend für bodenbewohnende Tiere geeignet) - für Echsen, Vogelspinnen, Skorpione
Die Vorgehensweise bei der Auswahl des passenden Terrariums erfordert also zunächst die Beantwortung der Frage, welches Tier angeschafft werden soll. Die Lebensbedingungen sollten so artgerecht wie möglich nachgebildet werden. Terrarien aus Holz sehen zwar schön aus, müssen aber im Innenraum entsprechend abgedichtet sein, damit es nicht zur Schimmelbildung und Fäulnis kommt. Am besten man setzt dabei auf beschichtetes Holz, dichtet alle Fugen mit Silikon ab und sichert den Boden mit einer „Wanne“ aus Forex oder Glas gegen Feuchtigkeit ab. Terrarien aus Glas faulen und schimmeln nicht, sind aber schwer und halten Wärme schlechter. Terrarien aus Kunststoff sind optisch Geschmackssache, jedoch sehr leicht und überaus haltbar. Natürlich muss für das Terrarium auch genügend Platz zur Verfügung stehen. Kragen- oder Segelechsen sowie einige Schlangenarten beanspruchen viel Platz und brauchen dementsprechend große Terrarien. Insekten oder Skorpione sind dagegen genügsam und können auch in kleineren Behältern untergebracht werden.
Für die Informationsbeschaffung ist Fachliteratur empfehlenswert. Im Internet kursieren zu viele ambivalente Informationen, die am Ende nur verwirren. Wenn schon das Internet zu Rate gezogen wird, sollten die Ratgeber von professionellen Shops wie zooroyal.de erste Wahl sein. Hier gibt es fundierte Informationen aus erster Hand. Denken Sie vor der Anschaffung des Tieres auch an eine Genehmigung des Vermieters. Bei giftigen Tieren ist sogar eine Genehmigung des Ortsamtes notwendig.
Um einen künstlichen Lebensraum für Reptilien, Insekten oder Amphibien zu schaffen, bedarf es einer Reihe technischer Geräte und Materialien:
· Terrarium-Rückwand: bieten bodenbewohnenden Reptilien gute Klettermöglichkeiten und individuelle Ruheplätze; erhöhen die zur Verfügung stehende Fläche im Terrarium
· Bodengrund: je nach Tierart sind Humus/Kokosnuss-Substrat, Sand, Kalzium, , Buchenspan oder Pinienborke geeignete Materialien für den Boden
· Höhlen und Verstecke: werten die Optik des Terrariums auf und erhöhen die Behaglichkeit der Tiere
· Terrariumpflanzen: besonders im Regenwaldterrarium vonnöten; mögliche Pflanzen sind Bromelien, Orchideen, Farne oder Philodendron; ein Xaxim-Ast bewächst sich bei feuchtem Klima selbst
· Beleuchtung und UV-Strahler: erzeugen einerseits die benötigte Wärme und simulieren andererseits die Lichtverhältnisse im Regenwald
· Wärmequellen: bei großem Wärmebedarf müssen zusätzliche Wärmequellen wie Infrarotstrahler, Keramikheizstrahler oder Heizmatten im Terrarium installiert werden
· Mess- und Regeltechnik: Kontrollgeräte zur Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie Zeitschaltuhren für die Simulation von Tag und Nacht
· Klimatechnik: Geräte, die die nötige Luftfeuchtigkeit erzeugen wie Druckluftsprüher, Vernebler und Beregnungsanlagen sowie Geräte, die für ein Temperaturgefälle sorgen (Thermostate/Hygrometer)
· Geräte für die Ernährung: hierzu zählen zum Beispiel Tropftränken und Wasserschalen, Futterpinzetten oder Sepiaschalen
Wer sich erstmals ein Terrarium anschaffen möchte, sollte sich bei der Wahl des Tieres nicht gleich für die anspruchsvollsten Arten entscheiden. Eine verantwortungsvolle Tierhaltung verlangt vor allem Erfahrung. Diese müssen sich Einsteiger aber erst einmal aneignen. Deshalb sollte zum Beispiel auf giftige Tiere für den Einstieg grundsätzlich verzichtet werden. Die Pflege hochgiftiger Pfeilgiftfrösche oder einige Arten von Vogelspinnen sollten lieber dem Fachmann vorbehalten sein.
Die meisten Schlangenarten sind Fleischfresser und bevorzugen lebende Futtertiere. Ratten, Küken oder Kaninchen zu verfüttern ist aber nicht jedermanns Sache. Außerdem müssen diese Futtertiere unter artgerechten Bedingungen gehalten werden. Jeder sollte sich also die Frage stellen, ob er diesen Aufwand leisten kann. Bei einigen Tierarten wird sich die Futterbeschaffung als schwierig erweisen. Der in Australien beheimatete Dornteufel, eine Agamenart, ernährt sich fast ausschließlich von Ameisen. Wer diese Ernährung nicht gewährleisten kann, sollte auf die Anschaffung verzichten.
Zu guter Letzt muss auch die Lebenserwartung der Tiere berücksichtigt werden. Der Halter sollte seinen Pflegling schon überleben. Einige Reptilien können 15 bis 20 Jahre alt werden. Wer erst im höheren Alter in die Terraristik einsteigt, sollte solche Tierarten lieber meiden.
Der Kauf der Tiere sollte ausschließlich bei Händlern oder Züchtern aus Deutschland erfolgen. Bei im Ausland gekauften Tieren kann es schnell Probleme mit dem Zoll geben, da diese Tierarten unter Artenschutz stehen. Auf der Internetseite wwf.de, der Webseite der Umweltstiftung „World Wide Fund For Nature“, können interessierte Leser sich darüber informieren, dass das Schuppentier den traurigen Rekord des meist geschmuggelten Tieres hält.
Für Neulinge sind besonders die Tiere interessant, die viel Ruhe benötigen, pflegeleicht sind und vorzugsweise im Trockenterrarium untergebracht werden.
· Echsen, Leguane, Geckos
Sie gehören zu den beliebtesten Terrariumtieren. Besonders die Bartagame erzielt in Deutschland hohe Verkaufszahlen. Die Grüne Wasseragame stellt zwar etwas höhere Anforderungen an die Umgebung, ist aber ansonsten auch sehr pflegeleicht.
Bei den Leguanarten sind besonders die kleinen Anolis-Arten, Erdleguane (Liolaemus), die Maskenleguane (Leiocephalus) sowie einige der Stachelleguane (Sceloporus) gut für Einsteiger geeignet. Diese Arten sind relativ klein und benötigen daher auch keine so extrem großen Terrarien. Sie bieten durch ihre Farbenpracht einen Augenschmaus und sind ganz allgemein sehr pflegeleicht. Bei den Geckos sind der Leopardgecko, der große Madaskar-Taggecko und der Zwergwüstengecko eine gute Wahl für Einsteiger.
Warane und Chamäleons gehören aufgrund des hohen Haltungsaufwands und der Größe besser in die Hände von erfahrenen Terrarianern. Auf facebook.com ist diesbezüglich die Arbeitsgemeinschaft Chamäleons vertreten und offen für Beiträge, Ratschläge, Zuchterfolge und Nachrichten aller Art.
· Landschildkröten
Hier sind natürlich nicht die Riesenschildkröten gemeint, sondern die kleinen Arten wie die Spornschildkröte oder die Griechische Landschildkröte. Allerdings benötigen diese Tiere zusätzlich zum Terrarium noch ein Freilandgehege. Ihr Platzbedarf ist also sehr groß. Der Pflegeaufwand ist aber relativ gering, weshalb diese Tiere für Einsteiger ebenfalls infrage kommen.
· Spinnen
Vogelspinnen gehören zu den pflegeleichten Terrariumtieren. Sie wollen als nachtaktive Tiere tagsüber in Ruhe gelassen werden. Temperaturen zwischen 22 bis 25 Grad und eine Luftfeuchtigkeit zwischen 70 und 80 Prozent sind ideale Bedingungen für die Achtbeiner. Bei der Terrariumeinrichtung sollten die Unterschiede zwischen Baum- und Bodenbewohnern bedacht werden.
· Schlangen
Giftschlangen sollten Neulinge aus den oben beschriebenen Gründen lieber nicht für den Einstieg in Betracht ziehen. Bei den Riesenschlangen ist die Boa constrictor relativ pflegeleicht. Sie wird ausgewachsen etwa zwei Meter lang und ist so noch gut zu handhaben. Die Launigkeit der Königspython bezüglich der Futteraufnahme kann einen Einsteiger schnell überfordern. Auch die Tigerpython ist mit ihren sechs Metern im ausgewachsenen Zustand eine echte Herausforderung. Bei den Nattern ist die Kornnatter ein guter Einstieg für Anfänger.
Wer in die Faszination der Terraristik einsteigen will, sollte mit pflegeleichten Tieren beginnen. Wichtig ist vor allem, sich umfangreich über die Lebensgewohnheiten und die Einrichtung eines Terrariums zu informieren. Mit diesem Grundwissen ausgestattet, wird der Einstieg gut gelingen, wenn die Wahl auf eines der oben genannten Tiere fällt. Nach und nach werden die Erfahrungswerte zunehmen und dann kann auch auf ein Tier umgestiegen werden, das etwas aufwendiger in der Haltung ist.