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Milben

Milben
Schlangenmilbe (Ophyonissus natricis)  

Allgemeines:

Die häufigsten Außenparasiten, die man bei Schlangen vorfindet, sind wohl die bekannten Schlangenmilben (Ophionyssus natricis). Fast jeder Schlangenhalter wird im Laufe der Zeit mit diesem Problem konfrontiert.

Milben sind als winzige, schwarze Punkte zu erkennen, die vor allem abends und nachts aktiv werden und manchmal vereinzelt, manchmal auch massenhaft auf der Schlange umher krabbeln. Vor allem junge Milbenstadien sind nicht leicht zu entdecken, da sie auch heller als ältere Milben sind. Im ausgewachsenen Zustand können diese Schädlinge ungefähr 0,5 mm groß werden.

Von Milben befallene Schlangen werden durch den verursachten Juckreiz sichtlich nervös und versuchen sich oft aktiv dieser Qual zu entledigen, indem sie sich z. B. stundenlang ins Wasserbecken legen oder an Einrichtungsgegenständen scheuern. Das Wasser ist bei starkem Befall schnell mit hunderten von abgestorbenen Milben übersät, die als schwarze Punkte am Boden des Wasserbeckens liegen. Milben im Wasserbecken sind meist das erste sichtbare Anzeichen für einen Befall, auch wenn die Tiere meist schon länger an Milbenbefall leiden.
Schlangenmilben sammeln sich besonders häufig an den Augen, was schnell zu Entzündungen führen kann. Dabei schwellen die Schuppen um die Augen an, was dazu führt, dass das ganze Auge eingesunken wirkt.

Die kleinen Parasiten können sehr hartnäckig sein. Man muss daher bei der Bekämpfung einige Dinge beachten: Zunächst einmal sollte man die Finger von den "Anti-Milben-Präparaten" lassen, die einige Zoofachhändler schnell verkaufen. Diese "auf rein pflanzlicher Basis" beruhende Mittel sind meist komplett wirkungslos und man verliert nur Zeit und Geld (Beispiel: "Repto-Mite"). Wenn man einen Milbenbefall ignoriert, riskiert man eine Durchseuchung seines Bestandes innerhalb weniger Wochen, eine Schwächung des Tieres durch Blutverlust, Futterverweigerung durch den Stress des permanenten Juckreizes, Erkältungen durch zu langes Liegen im Wasser, schlecht verlaufende Häutungen und auch die Übertragung von Krankheiten durch die Milben. Die kleinen Parasiten verbreiten sich ungemein schnell im Raum, da sie ca. 1,5 - 1,8 Meter pro Stunde zurücklegen können.

Bekämpfung:

Früher war das Standardmittel "Neguvon" (Wirkstoff: Trichlorphon, Metrifonat), welches man nur auf Rezept beim Tierarzt bekam. Das Mittel wurde unter anderem auch zur Beseitigung von Endoparasiten bei Wiederkäuern verwendet. Ich habe das Mittel mehrmals in einer wässrigen Lösung mit einer Konzentration von 0,2 % angewendet, einige Male mit Erfolg, andere Male haben die Milben überlebt, bzw. die Schlangen schwere Nebenwirkungen gezeigt. Die Tiere hatten große Koordinationsprobleme, konnten sich kaum bewegen und zitterten am ganzen Körper. Nach einigen Tagen hatten sie sich zwar wieder erholt, 1 Jahr später sind aber in einem Fall bei zwei behandelten Schlangen Tumore festgestellt worden, an denen sie nach kurzer Zeit gestorben sind. Mittlerweile ist das Mittel nicht mehr erhältlich, vermutlich weil es für die Verwendung in der Nutztierhaltung zu schlecht verträglich war, bzw. zu viele Nebenwirkung hatte.

Mittlerweile gibt es allerdings einige Alternativen. Die populärsten sind z.B. Blattanex (mit Dichlorvos als Wirkstoff), Frontline (Fipronil), Vapona-Strips (Dichlorvos), sowie Ardap.

Dichlorvos wird als Wirkstoff relativ häufig eingesetzt, meistens im Produkt "Blattanex". Ein ganzer Insektenstrip (10x15 cm) reicht für ca. 40m³ Rauminhalt, ein etwa 1x2 cm großes Stück reicht demnach für ein Becken mit einem Rauminhalt von 100X50X50 cm.

Der Strip wird dabei für ca. 5 Tage in das Terrarium gehangen - dabei sollte eine Platz gewählt werden, den die Schlange nicht erreichen kann. Außerdem müssen die Lüftungen verklebt werden, damit der Wirkstoff des Strips nicht wirkungslos entweicht. Da sich Dichlorvos im Wasser bindet, sollte sich in dieser Zeit kein Trinkwasser im Becken befinden. Das Einsprühen des Beckens hat ebenfalls zu unterbleiben - auch für Regenwaldbewohner. Die Tiere sollten daher vor der Behandlung gebadet werden, damit sie nochmals Wasser aufnehmen können.

Es folgen ca. 5-6 Tage Pause, anschließend wird der Strip nochmals für weitere 5 Tage in das Becken gehängt, um die mittlerweile neugeschlüpften Milben vor einer erneuten Eiablage ebenfalls abzutöten. Im Zyklus der Schlangenmilbe genügen bei optimalen Bedingungen ca. 6 Tage, damit sich aus dem Ei eine geschlechtsreife, ablagebereite Milbe entwickelt (Temperaturen von 24-31° C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 70-90% vorausgesetzt).

Relativ neu auf dem Markt ist das Mittel "Ardap". Dieses Insektenbekämpfungsmittel ist als Spray erhältlich und wird normalerweise bei Vögeln eingesetzt. Dieses Mittel wirkt toxisch auf den Stoffwechsel von Spinnentieren und Insekten - es sollte also auf keinen Fall in einem Raum angewendet werden, wo auch Spinnen oder Skorpione gehalten werden. Keinesfalls sollten die Schlangen direkt damit angesprüht werden, da es dadurch schon zu Todesfällen gekommen ist.

Ich habe das Mittel bei meiner letzten Milbenbekämpfung erfolgreich eingesetzt. Ich bin dabei so vorgegangen, dass ich zunächst das Terrarium ausgeräumt und mit dem Spray solange ausgenebelt habe, bis auf den im Terrarium verbliebenen Kletterästen ein feiner Film zu sehen war. Die Schlangen habe ich auf eine Papierunterlage gesetzt, die ebenfalls leicht mit Ardap besprüht war. Schon durch diesen leichten Kontakt ist ein Großteil der Milben nach wenigen Minuten verendet. Abschließend habe ich die Tiere nochmals in ein warmes Bad mit einem Schuss Olivenöl gelegt, dadurch sterben die restlichen Milben ab, da sie am Ölfilm ersticken. Vorher sollte man die Tiere einige Minuten ohne Öl baden, damit die Schlangen bei Bedarf ihren Durst stillen können und nicht vom Ölwasser trinken.

Nach 2-3 Stunden hat sich das Ardap im Terrarium abgesetzt. Aufgrund der Giftigkeit dieses Mittels sollte man das Terrarium nun mit Wasser auswaschen und Einrichtungsgegenstände unter fließendem Wasser abspülen. Das Substrat sollte man - falls man es nicht vorher schon entfernt hat - ebenfalls entsorgen und gegen frisches austauschen.

Falls man bei den Schlangen in den folgenden Stunden Koordinationsstörungen bemerkt, sollte man die Tiere aus dem Terrarium entfernen und es erneut auswaschen. Es ist daher sehr wichtig, die Tiere in den folgenden Tagen genau zu beobachten. Bedingt durch das Ölbad muss man bei der folgenden Häutung allerdings meist eingreifen, da die Tiere die ölverklebte alte Haut nur schwer abstreifen können.

Abschließend möchte ich anmerken, dass Milbenbekämpfung immer eine gefährliche Gradwanderung zwischen sicherer Abtötung der Schädlinge und Gefährdung der Schlange bedeutet. Jedes der angeführten Mittel wirkt toxisch auf Milben und Schlange - bei der Dosierung sollte in jeden Fall extrem vorsichtig vorgegangen werden, besonders bei Ardap. Viele Schlangenhalter schwören auf dieses Mittel - ich habe allerdings auch schon oft kritische Stimmen gehört.

Die notwendige Dosierung, um Milben zu töten liegt leider gefährlich nah an der letalen Grenze für viele Schlangenarten. Häufig muss man auch mehrmals behandeln, da Milbeneier recht widerstandsfähig gegen diese Mittel sind und auch ein gewisser Prozentsatz der Milben in den Einrichtungsgegenständen überlebt. Man kann sich einige Ärger ersparen, wenn man die Einrichtung während der Behandlung komplett austauscht oder zumindest im Backofen mindestens 10 Minuten auf 150 °C erhitzt.

Niemals sollte man nach der Prämisse "Viel hilft viel" handeln - schon viele Schlangen sind nicht durch den Milbenbefall gestorben, sondern durch die Behandlung. Für den Anfänger ist es wahrscheinlich am ratsamsten, es zunächst mit einem Insektenstrip zu versuchen - falls dieser keine Wirkung zeigt kann man immer noch auf die Kombination Ölbad/Ardap zurückgreifen.